Der Kopf des Pferdes ist sehr sensibel. Egal wie viele Muskeln und Fett an anderen Körperteilen sind um Knochen und Gelenken Schutz zu bieten, am Kopf befindet sich immer fast nur Knochen und dünne Haut.
Eigentlich viel zu wenig Schutz, um die Trense mit ihren sperrigen Leder- oder Metallteilen an den empfindlichen Kopf zu ziehen, wenn man es sich genau überlegt.
Wie ergeht es dem Pferd?
Schaut man genauer hin, befindet sich jedoch noch viel mehr unter der dünnen und sensiblen Hautschicht.
Adern, Blutgefäße und Nerven verlaufen über den gesamten Kopf, manche sichtbar, bei Anstrengung, manche nicht zu sehen, aber doch sehr empfindlich.
Falls ihr wissen wollt wo genau denn die Nerven entlang laufen klickt gerne auf den Link und schau euch das Bild an.
Erinnere dich zurück, als du dir zuletzt den Ellenbogen angeschlagen hattest.
Ein stechender Schmerz der plötzlich durch den ganzen Arm zieht. Du fasst dir schnell an deinen Ellenbogen und reibst darüber, um so den Schmerz schneller zu entfernen. Dein Gesicht ist verzerrt, du beißt dir verärgert auf die Zähne und bist genervt über deine Schusseligkeit.
Ziemlich schmerzhaft, für dass, das es eigentlich kein vergleichbar harter Schlag war, oder? Auch der Ellenbogen ist kaum geschützt und so treffen wir direkt den Nerv.
Genauso ergeht es dem Pferd.
Die Trense kann schnell mal auf einen empfindlichen Nerv drücken, nur mit dem Unterschied, dass das Pferd den Schmerz nicht einfach laut äußern kann und ihm immer wieder ausgesetzt ist, falls der Reiter nichts verändert.
Beispiel
Stellt euch mal vor, ihr müsstest in der Schule oder im Beruf eine wichtige Arbeit erledigen, bei der ihr euch stark konzentrieren müsst. Allein das wäre schon anstrengend, jetzt machen wir die Sache aber noch etwas schwieriger. Ihr habt einen zu engen Zopf, durch den ihr heftige Kopfschmerzen bekommt oder einen Haarreif der viel zu eng ist und überall drückt. Dazu baumelt die ganze Zeit was vor eurer Nase rum und schlägt ab und zu gegen euer Gesicht.
Genauso fühlt sich manches Pferd. Die Trense unpassend, zu eng oder falsch verschnallt. Mähne als Klumpen unter dem Genickstück und die Riemenenden nicht ordentlich verstaut, so dass sie bei jedem Trabtritt gegen den Kopf schlagen und dabei muss man noch jemandem zuhören der schwierige Dinge von einem möchte.
So wird konzentrieren schwierig, oder?
Ich glaube wir können alle sagen, dass unter solchen Bedingungen zu arbeiten wirklich anstrengend ist und keinerlei Freude bereitet. Wir wollen aber mit unserem Partner zusammen Spaß haben und im Optimalfall im Einklang durch die Bahn schweben.
Worauf gilt es zu achten?
Breite und gepolsterte Auflageflächen sind am geschicktesten, umso kleiner, umso größer der Druck, da dieser sich nur auf dieser kleinen Fläche verteilen kann.
Rund genähte Zaumzeuge sehen zwar schick aus, sind aber leider nicht sehr nervenfreundlich.
Die Trense darf nicht auf Knochenvorsprünge drücken, zum Beispiel an dem Jochbein (Zwei-Finger-Regel) oder an dem Ohrknorpel Druck ausüben.
Das Gebiss darf nicht zu hoch oder tief eingestellt werden (eine Falte der Mauls reicht aus).
Interessanter Fakt: Die Maulspalte verlängert sich um mehr als das doppelte bei aufgenommenen Zügeln. Ist jetzt das Gebiss von vorherein zu hoch eingespannt wird es schmerzhaft. Schon mal beim Zahnarzt einen Mundspreizer bekommen – wenn nicht, ist ein wirklich unangenehmes Gefühl. Ich will mir also nicht vorstellen, wie es einem Pferd ergehen mag.
Die richtige Verschnallung
Weiter zur Verschnallung. Wichtig ist, dass auf keinen Fall zu eng verschnallt wird.
Das Pferd muss noch kauen und schlucken können, das bedeutet zwei Finger müssen aufrecht zwischen Nasenriemen und Kopf passen.
Wichtig, diese zwei Finger müssen oben zwischen den Nasenrücken und der Trense passen, nicht unterhalb, wo man die Finger zwischen die beiden Unterkieferäste drücken kann.
Gleiches gilt auch für den Sperrriemen, wenn dieser überhaupt benötigt wird.
Bleibt noch der Stirnriemen. Dieser darf nicht zu eng und nicht zu locker sein, sonst haben wir wieder das Thema „Etwas baumelt vor dem Kopf“.
Am besten ausmessen oder den Riemen schon auf einer Seite der Trense befestigen und dann locker um die Stirn legen. Bei der richtigen Länge könnte man ihn ohne Zug an der anderen Seite der Trense anbringen.
Ihr seht also das Thema Trense ist ein großes Gebiet.
Informiert euch, welche Wirkung die unterschiedlichen Trensen haben und was ihr wirklich benötigt. Ihr werdet sehen, viele Trensen haben Auswirkungen, die ihr vielleicht gar nicht beabsichtigt hättet.
Wenn ihr euch nicht sicher seid, ob die Trense die Richtige ist oder richtig sitzt, fragt euren Reitlehrer oder beobachtet euer Pferd. Meist ergibt sich dadurch schon von alleine die Antwort.
Falls euer Pferd also zum Beispiel häufig den Kopf schüttelt, damit schlägt oder mit dem Zähnen knirscht könnten dies Anzeichen sein, das etwas drückt.
Und das war nur ein kleines Repertoire von Anzeichen, aber jede angebliche Unart hat einen Grund, den man am besten findet, wenn man dem Pferd zuhört.
So macht Reiten nicht nur dir, sondern auch dem Pferd Spaß.
Interessant und echt hilfreich! Danke Dir Nadine.