Einleitung
Ein entspannter Spaziergang mit dem Pferd, die Zweisamkeit genießen und es doch gleichzeitig noch trainieren. Geht das? Ja natürlich. Wir zeigen dir viele verschiedene Übungen, die dein Pferd trainieren und dir dabei helfen es ans spazieren gehen zu gewöhnen.
Pferde sind Flucht- und Herdentiere, das bedeutet alleine vom Hof zu gehen, nur mit einem Menschen, kann so manches Pferd fürchten. Vor allem wenn die Beziehung zum Menschen nicht gefestigt ist, denn dieser muss dem Pferd genügend Sicherheit geben und das Pferd muss ihm vertrauen. Wenn dies nicht der Fall ist, geht das Pferd entweder erst gar nicht allein vom Hof oder es ist nervös während dem Spaziergang und man kann jederzeit damit rechnen, dass es davongaloppiert.
Wie gewöhne ich mein Pferd daran alleine ins Gelände zu gehen?
Bevor du anfängst alleine mit deinem Pferd spazieren zu gehen, nehme für den Anfang ein erfahrenes Pferd mit und gehe mit einer Freundin spazieren. Das erfahrende Pferd gibt deinem Pferd die Sicherheit und es gewöhnt sich daran, dass ihm nichts passiert. Erst wenn es mit einem zweiten Pferd entspannt neben dir herläuft, kannst du mit dem Einzeltraining beginnen.
Die richtige Ausrüstung
Zu Beginn gehen wir auf die Ausrüstung ein. Gerade bei einem Pferd, dass spazieren gehen nicht kennt, empfiehlt sich eine Trense oder Kappzaum mit einer Longe oder Bodenarbeitsseil, denn so hast du mehr Kontrolle und falls dein Pferd sich erschrickt hast du dank der Longe etwas mehr Spielraum und es reißt sich nicht gleich los. Denn dein Pferd sollte auf keinen Fall die Erfahrung machen sich losreißen zu können. Klärt jedoch zuerst mit eurer Versicherung ab, ob sie eine Trense vorschreiben, oder ob ihr auch mit einem Kappzaum oder Halfter laufen dürft.
Auch Handschuhe sind empfehlenswert. So schützt du dich vor schmerzhaften Brandblasen an den Händen.
Der Faktor Zeit und Geduld
Wenn du anfangen möchtest dein Pferd ans spazieren gehen zu gewöhnen, brauchst du Zeit. Wie vorher schon erwähnt geht nicht jedes Pferd bereitwillig vom Hof und läuft entspannt mit. Das bedeutet, du brauchst Zeit und viel Geduld. Ein entspanntes Pferd zu bekommen braucht viel Training und mehrere Wochen oder sogar Monate. Also nichts übereilen oder das Pferd zu etwas mit Gewalt zwingen, denn so geht nur das Vertrauen verloren. Auch sind immer kleine Schritte wichtig und sofort belohnen.
Übung 1: Führtraining
Bevor es ins Gelände geht, müssen erst einmal die Grundlagen stimmen. Also ab in die Halle oder den Platz und führen üben. Dein Pferd sollte:
- ruhig neben dir stehenbleiben,
- nicht drängeln, schubsen oder dich überholen,
- auf dein Kommando zulaufen und rückwärtsgehen.
Im Optimalfall funktioniert das so gut, dass dein Pferd allein durch deine Körpersprache reagiert.
Erst wenn das Führen problemlos funktioniert, kannst du einen Schritt weiter gehen.
Übung 2: Entspannung ist das A und O
Fange klein an, das heißt beim ersten Training gehst du nur bis Hofende. Ist dein Pferd noch ganz entspannt, kannst du auch noch ein kleines Stück weitergehen. Wenn es nervös ist, bleibe dort stehen, bis sich dein Pferd anfängt zu entspannen. Du kannst es dabei streicheln oder mit deiner Stimme beruhigen, Hauptsache es entspannt sich. Achte hierbei aber auch auf dich, denn deine Stimmung überträgt sich auch auf das Pferd. Strahlst du Entspannung und Sicherheit aus, entspannt sich dein Pferd schneller. Sobald es sich etwas entspannt, gehst du wieder zurück in den Stall und die erste Trainingseinheit ist beendet.
Beruhigt es sich dagegen gar nicht, kann auch ein zweites Pferd für den Anfang helfen.
Bei dieser Übung geht es wirklich nur darum, dass sich das Pferd auch außerhalb des Hofes anfängt zu entspannen und merkt, dass nichts schlimmes passiert.
Übung 3: Kleine Schritte
Wenn dein Pferd nun nach ein paar Trainingseinheiten entspannt am Hofende stehen bleibt, kannst du ein paar Schritte weiter gehen. Wird dein Pferd wieder nervös, bleibst du wieder so lange stehen, bis es sich beruhigt.
Dann wieder umdrehen. Wenn dein Pferd auch nach ein paar Metern laufen noch ruhig ist, ist das super. Gehe da aber dann nicht zu weit, sondern freue dich, dass es entspannt ist und drehe lieber wieder um während es noch ruhig ist, so hat dein Pferd ein positives Erlebnis.
Merke: Achte immer auf die Körpersprache deines Pferdes, am besten drehst du um, wenn es noch entspannt ist.
Übung 4: Loben und Training
So wie in Übung 3 steigerst du den Abstand zum Hof immer mehr. Wichtig ist es, dein Pferd immer viel zu loben, wenn es brav ist. Bedenke aber nicht jeder Tag ist gleich. Es kann sein, dass dein Pferd an einem Tag schon weit geht und am nächsten nur bis zum Hofende. Dann nicht ungeduldig werden, denn Pferde haben auch schlechte Tage. Einfach dann dort wieder ansetzen und immer mit etwas positivem aufhören.
Muskeltraining und Aufmerksamkeit behalten
Jetzt kannst du mit deinem Pferd spazieren gehen, aber wie genau baust du jetzt dabei Muskeln auf? Und was machst du wenn dein Pferd dir nicht zuhört und drängelt?
Übung Nr.1 Übergänge
Baue so viele Übergänge während deinem Spaziergang ein, wie du willst. Auch wenn du das Gefühl hast, dein Pferd ist gerade nicht ganz bei dir, sind Übergänge ein perfektes Mittel, um die Aufmerksamkeit wieder auf dich zu lenken.
Übungen:
Laufe mal Schritt, dann halte an und warte kurz bis es ruhig und entspannt steht. Steht dein Pferd ruhig kannst du es entweder rückwärtsrichten, antraben oder einfach wieder Schritt gehen.
Eine andere Möglichkeit wäre: Trab – Halt – Rückwärts – Trab oder
Schritt – Halt – Rückwärts – Schritt – Halt – Rückwärts oder
ganz einfach Schritt – Trab – Schritt Übergänge.
Besonders die Übergänge aus dem Rückwärts sind ein richtiger Boost für die Hinterhandmuskulatur.
Übung Nr.2: Seitengänge
Seitengänge eignen sich nicht nur für die Arbeit unter dem Sattel perfekt, sondern auch im Gelände an der Hand. Der Effekt ist der gleiche: Richtig ausgeführt verbessern sie die Durchlässigkeit, Kräftigen, Dehnen, verbessern das Gleichgewicht und die Geraderichtung und vieles mehr. Sie sind also wahre Alleskönner. Versuche es für den Anfang mit Schenkelweichen, klappt das kannst Schulterherein oder Travers/Renvers ausprobieren.
Voraussetzung ist natürlich, dass diese Übungen vom Boden aus in der Halle oder auf dem Platz gut klappen, sonst überforderst du dein Pferd schnell.
Sei am Anfang jedoch etwas nachsichtig, denn durch den etwas unebenen Boden, müssen die Pferde noch genauer die Füße setzen, als auf dem ebenen Boden der Halle. Außerdem sind in der Natur viel mehr Dinge, die dein Pferd ablenken können. Es kann also sein, dass die Übung nicht sofort, so wie gewohnt funktioniert.
Übung Nr. 3: Querfeldein
Wechsel mal mit deinem Pferd den Untergrund. Gehe mal Waldweg, mal Wiese und mal über kleine unebene Pfade. Das sorgt nicht nur für Abwechslung, sondern verbessert auch die Trittfähigkeit und die Pferde müssen ihre Füße mehr heben. Vorsicht ist allerdings geboten, wenn ihr über kleine Stämme lauft und Äste abstehen. Dort kann sich dein Pferd schnell verletzen. Sind die Stämme allerdings ohne Äste spricht nichts dagegen auch darüber zu gehen.
Übung Nr. 4: Rückwärts Berg auf/ab
Eine kleine Anhöhe oder ein Berg kannst du perfekt für diese Übung nutzen. Drehe dein Pferd so, dass es bergab steht und halte es an. Nun richtest du dein Pferd 1-2 Tritte rückwärts. Diese Übung gibt richtig Muskeln, ist aber auch sehr anstrengend. Aus diesem Grund am Anfang nicht übertreiben. Wenn du merkst 2 Tritte fallen deinem Pferd nicht schwer kannst du es auch langsam steigern.
Eine andere Variante zu bergauf wäre das ganze mal umzudrehen und das Pferd 1-2 Tritte rückwärts bergab zu führen. Auch hier gilt: Langsam die Anzahl der Tritte steigern.
Übung Nr. 5: Slalom und Volten
Waldwege eignen sich perfekt dafür einen Slalom einzubauen. Nutze dafür weit auseinanderstehende Bäume und laufe im Slalom darum. Wenn du weißt, wie man das Pferd vom Boden an der Hand stellt, kannst du das nutzen und das Pferd immer in die jeweilige Richtung stellen.
Aber nicht nur für ein Slalom eignen sich Bäume oder Büsche, du kannst auch Volten oder Kehrtvolten darum laufen.
Übung Nr. 6: Berg auf und ab
Mal ein kleiner Hang, ein paar Hügel hoch und runter oder eine längere Strecke bergauf oder bergab. Wenn irgendwo kleine Hügel sind, oder ein Berg, dann nutze die Gelegenheit. Achte aber darauf, dass sie für den Anfang noch nicht zu steil sind. Später kannst du dann die Steigung steigern. Beim Klettern ist aber genauso der Untergrund wichtig, dieser sollte griffig genug sein, damit das Pferd und du nicht ausrutschen.
All diese Übungen kräftigen dein Pferd und holen die Aufmerksamkeit wieder zu dir und umso öfter man spazieren geht, umso entspannter wird das Pferd.
Wir wünschen viel Spaß.
Mehr Übungen im Gelände für unter dem Sattel gibt es in unserem anderen Blogbeitrag:
11 Tipps um dein Pferd beim Ausreiten zu trainieren
Für den Notfall, falls sich dein Pferd aber doch erschrickt und los reißt gibt es unsere SOS Anhänger. Dank denen brauchst du keine Angst haben, denn du wirst sofort kontaktiert wenn dein Pferd gefunden wird.
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