Alles wichtige, was du beim Anweiden von Pferden wissen musst

anweiden

Es wird Frühling, die Vögel fangen an zu zwitschern, es wird wärmer und das Gras wird langsam saftig grün.

Für uns Reiter bedeutet das, dass bald die Koppelsaison beginnt. Doch bevor unsere Vierbeiner den ganzen Tag auf der Koppel verbringen dürfen, müssen sie erst einmal langsam an das Gras gewöhnt werden und angeweidet werden.

Doch warum muss man Pferde anweiden?

Über den ganzen Winter kommt der Verdauungstrakt des Pferdes nicht mehr mit frischem Gras in Verbindung.

Heu oder Heulage war das Hauptnahrungsmittel, auf das sich auch die Verdauung eingestellt hat. Mit dem Beginn der Koppelsaison muss sich nun der ganze Verdauungsapparat auf das neue Futter umstellen.

Weidet man nun zu schnell an, können sich die Bakterien, die über den Winter nur die Rohfasern (Heu) verdaut hatten, nicht schnell genug an das neue Futter gewöhnen und es kann zu schwerwiegende Folgen führen.

Durchfall, Hufrehe oder Koliken können entstehen, und um dies zu verhindern ist Vorsicht geboten.

Was macht das Gras so gefährlich?

Man hört immer wieder von den sogenannten Fruktanen. Im Frühjahr haben wir das junge Weidegras, dass einen hohen Fruktan und Eiweißgehalt besitzt.

Das Gras speichert tagsüber, wenn die Sonne scheint die Energie, um sie dann nachts, wenn das Wachstum eingeschränkt ist zu nutzen.

Dieses junge Gras führt im Verdauungstrakt zu einem Absinken des ph-Wertes, wodurch viele wichtige Bakterien absterben. Andere Bakterien dagegen vermehren sich rasant, was zu toxischen Reaktionen führt. Diese Toxine gelangen über die Darmwand in die Blutbahnen.
Die Entgiftungsorgane und die Gefäße, vor allem die Hufe leiden darunter.

Hinweis
„Fruktane sind pflanzliche Kohlenhydrate, welche bei der Fotosynthese der Pflanzen gebildet werden. Diese langkettigen und wasserlöslichen Zuckermoleküle dienen der kurzfristigen Zwischenspeicherung von Energie, hauptsächlich in Stängeln und Wurzeln. Ebenfalls helfen Fruktane, die Pflanze vor Frost zu schützen.“
Quelle:
https://www.equimondi.de/alle-neuigkeiten/detailansicht/news///alles-was-man-ueber-fruktan-wissen-muss/

Gibt es einen Unterschied zwischen kurzem und hohem Gras?

Die Fruktane befinden sich beim Gras vornehmlich in den Stängeln und der Halmbasis. Das bedeutet, das abgegraste Weiden gerade im Frühjahr und Herbst immer noch viel Fruktane enthalten.

Hohes und blattreiches Gras besitzt also weniger Fruktane und Eiweiß und zum anweiden geeigneter.

Allerdings kommt noch ein weiterer Faktor hinzu und zwar die Witterung. Wenn in den Frühlings- oder Spätsommernächten die Temperaturen sinken (unter minus 5°) produziert das Gras wieder vermehrt Fruktane.

Dieser hohe Anteil bleibt häufig bis mittags noch bestehen. Wer Interesse hat zu erfahren bei welchen Witterungen der Fruktangehalt wie hoch ist, klickt gerne auf den Link:
Fruktangehalt Gras

Pferde, die ohnehin schon anfällig für die oben genannten Gefahren sind, sollten also besonders umsichtig auf die Koppel gestellt werden und gewartet werden bis das Gras hoch genug ist.
Nach kalten Nächten also erst mittags.

Wie geht anweiden nun richtig?

  • Der Verdauungstrakt des Pferdes braucht zwischen 14 Tage und vier Wochen um sich an das Gras zu gewöhnen.
  • Die Zeiten des angrasens nicht um mehr als 15 Minuten erhöhen, bei empfindlichen oder gefährdeten Pferden sollte das Angrasen noch langsamer erfolgen.  
  • Die ersten paar Tage mit 10-15 Minuten anfangen, dann weitere paar Tage 30 min usw.
  • Direkt vor dem Angrasen kein Kraftfutter füttern oder Kraftfutter am besten reduzieren -> zu viel Energie
  • Vor dem Weidegang Raufutter füttern, das bremst den Heißhunger
  • Nach dem Weidegang zuerst Raufutter und später Kraftfutter
  • Pferde die viel Bewegung haben und keinerlei Stoffwechselprobleme haben, kommen mit der Umstellung leichter klar
  • Nach mehrtätigen Pausen, wieder langsam beginnen und nicht direkt bei der alten Dauer weitermachen.
  • Umso höher das Gras, umso leichter ist es verdaulich
  • Nach kalten Nächten und Sonne am Morgen besteht erhöhte Gefahr durch den sehr hohen Fruktananteil
  • Das Pferd durch die Gabe von Mineralstoffe und Spurenelemente unterstützen
  • Nicht morgens angrasen -> hoher Fruktananteil
  • Entwurmen nicht vergessen

Wir wünschen euch einen tollen Sommer und viel Spaß beim richtigen anweiden.

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